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Interview mit Stefan Bräuler - der Stimme von Son Goku

"Son Goku ist jemand, der mir ständig in den Hintern piekst"

  • Aktualisiert: 14.12.2018
  • 11:52 Uhr
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Ab 04. September 2017 zeigt ProSieben MAXX die Anime-Serie "Dragon Ball Super" in deutscher Erstausstrahlung. Mit von der Partie sind wieder alle beliebten Figuren - allen voran Son Goku - mit einer wichtigen Änderung: Goku hat eine neue Stimme. Der Schauspieler und Synchronsprecher Stefan Bräuler spricht den legendären Helden der Anime-Serie. Im Interview erklärt er uns, wie er sich an den Super-Saiyajin herangearbeitet hat.

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ProSieben MAXX: Herr Bräuler, Sie sprechen in "Dragon Ball Super" Son Goku. wie kamen Sie zu der Rolle?

Stefan Bräuler: Ich bin klassisch gecastet worden und habe Probeaufnahmen gemacht. Die Tapes wurden dann von allen begutachtet, die über die neuen Stimmen entscheiden. In diesem Fall sind das die gesamten europäischen Redaktionen von Toei Animation, die sich auf eine Marschroute einigen. Und dann hat man mich ausgewählt – was sehr schön war!

Sie kannten Son Goku vorher nicht?

Stefan Bräuler: Ich kannte ihn schon, aber mir war nicht der Umfang der Geschichte klar. Ich selbst bin ohne Fernsehen aufgewachsen. Aber ein Freund von mir hat die Serie im TV geguckt, und wenn ich bei ihm war, habe ich mitgeschaut. Für Heldengeschichten hatte ich schon immer etwas übrig.

Er ist bekannt und beliebt – hatten sie etwas Angst, die Rolle zu übernehmen?

Stefan Bräuler: Ja und nein. Angst ist zum einem kein guter Begleiter, besonders wenn es um eine Heldenfigur geht. Aber der Umfang, die Historie, das Renommee der Rolle, das ist auch eine Bürde. Das hat mir einen gewissen Respekt eingeflößt. Aber ich konnte ja nichts Anderes machen, als mich ganz und gar in die Rolle hineinzuversetzen, mit allem, was ich habe. Und das mache ich auch selbstbewusst.

Wie haben Sie sich an Son Goku rangetastet?

Stefan Bräuler: Auf jeden Fall hat mir die Regie sehr geholfen. Die Zusammenarbeit ist wichtig. Wir führen da Gespräche, die sehr detailliert sein können. Natürlich gibt es Dinge, die man über alle Figuren wissen muss, aber ich habe auch vieles spontan gelöst. Eine gewisse Naivität hilft da – gerade bei Son Goku: Dass man sich einfach auf das einlässt, was man vorfindet. Wenn alles zusammenkommt, fängt es an zu laufen.

Ab wann lief's?

Stefan Bräuler: Man baut eine Beziehung zu der Figur auf. Das passiert sehr schnell. Dann kommt man der Figur Schritt für Schritt näher, findet "Stimmfarben". Mit jedem Schritt wird die Beziehung intensiver

Und wer ist Son Goku für Sie?

Stefan Bräuler: Was mir besonders an Son Goku gefällt: Dass er überhaupt nicht nachtragend ist.  Dass er die spielerische Lust an seinen Abenteuern und Kämpfen und Begegnungen immer wieder neu entfacht. Und dass er dadurch so respektvoll mit seinen Gegenübern umgeht, insbesondere, wenn es um Kämpfe geht. Auch in Momenten seiner persönlichen – wenn auch nur zeitweisen - Niederlagen hat Son Goku einen lustvollen Respekt für sein Gegenüber. Wir halten ja gern die Dinge von uns weg und finden gern eine Entschuldigung: Wenn uns etwas nicht gelingt, brauchen wir immer eine Begründung dafür, die möglichst außerhalb von uns liegt. Diese Prozesse passieren bei Son Goku nicht: Er kann halb zerstört am Boden liegen und trotzdem ist sein erstes Gefühl: Respekt für den Move, der ihn geplättet hat. Das finde ich super. Und er hat eine menschliche Treue, die ich sehr mag.

Was macht am meisten Spaß, ihn zu sprechen?

Stefan Bräuler: Am meisten Spaß macht mir die Geschwindigkeit, dieser Run auf der Überholspur. In vielen Dimensionen und Universen unterwegs zu sein, Zugriff auf so viele Spielplätze zu haben, und an allem diese Lust zu haben. Und dann legt er sich wieder mit seiner Frau an, weil er gar nicht weiß, wieviel Zeit vergangen ist (lacht). Für mich als Sprecher war es besonders spannend, dieses Tempo wiederzugeben und das alles lebendig zu halten. Son Goku ist jemand, der mir ständig in den Hintern piekst und sagt: "Du brauchst Rhythmus, du musst mit mir mitgehen", das gefällt mir sehr gut.

Was ist das Schwierigste?

Stefan Bräuler: Anime hat eine sehr persönliche und spezifische Zeichnung. Die muss man verstehen und begreifen. Nicht jede Bewegung, die sich im Gesicht zunächst ähnlich darstellt, bedeutet das gleiche. Das muss man erst begreifen. Und dann wird es differenzierter und viel schöner.

Es kann komplex werden …

Stefan Bräuler: Total. Kinder unterschätzt man ja manchmal, dabei sind sie beim Anschauen sehr hell in ihren Instinkten. Gleichzeitig denke ich, dass einige Details - ähnlich wie bei Märchen - den Erwachsenen vorbehalten sind. Und es stecken einfach unglaublich viele Details drin.

Gibt es einen Unterschied, Anime-Figuren zu sprechen und echte Schauspieler zu synchronisieren?

Stefan Bräuler: Grundsätzlich spricht man bei Animefiguren etwas intensiver und variiert in der Stimme mehr. Technisch schwieriger kann es sein, weil bei manchem Anime – je nachdem, wie sie gezeichnet sind - die Münder einfach nur auf und zu gehen. Da muss man mehr überlegen, wie gesprochen wird. Phasenweise gibt es eine Überhöhung. Das fordert einen physisch, gibt einem aber auch eine spielerische Plattform. Die mag ich eigentlich recht gern.

Es wird ja gern laut.

Stefan Bräuler: Ich bin sehr laut.

Mussten Sie da noch eine Schippe drauf legen oder war es im Rahmen dessen, was Sie bisher gesprochen haben?

Stefan Bräuler: Das ist mehr. Unbedingt. Absolut.

Wir werden es in den Folgen sehen ...

Stefan Bräuler: Ja, an Power mangelt es mir überhaupt nicht.


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